Anton Bruckner's marriage proposal to Miss Josefine Lang
date
16. August 1866
identifier
OÖLM, Brief_an_Josefine_Lang_Inv_1995_21
transcript
Sehr verehrtes, liebenswürdiges Fräulein! Nicht als ob ich mich mit einer Ihnen befremdenden Angelegenheit an Sie, verehrtes Fräulein wenden würde; nein in der Überzeugung, daß Ihnen längst mein zwar stilles, aber beständiges Harren auf Sie bekannt ist, ergreife ich die Feder um Sie zu belästigen. Meine größte und innigste Bitte, die ich hiermit an Sie, Frl. Josefine zu richten wage, ist, Fräulein Josefine wollen mir gütigst offen und aufrichtig Ihre letzte und endgiltige, aber auch ganz entscheidende Antwort schriftlich zu meiner künftigen Beruhigung mittheilen und zwar über die Frage: Darf ich auf Sie hoffen und bei Ihren lieben Ältern um Ihre Hand werben? oder ist es Ihnen nicht möglich aus Mangel an persönlicher Zuneigung mit mir den ehelichen Schritt zu thun? Fräulein sehen, daß die Frage ganz entscheidend ist. Das eine oder andere bitte ich inständigst mir so bald als möglich aber so entschieden, aber gewiß, eben so entschieden zu schreiben. Bitte, sagen Fräulein Josefine dieß Ihren lieben Ältern aber sonst Niemanden (bitte das strengste Geheimniß bewahren zu wollen) und wählen Sie einen aus den vorgelegten zwei Punkten der Frage im Einverständnisse mit Ihren lieben Ältern. Mein treuer Freund, Ihr Herr Bruder hat bereits mich auf Alles vorbereitet und wird auch Sie schon seinem Versprechen gemäß verständigt haben. Nochmal meine Bitte: wollen Fräulein ganz offen u aufrichtig und ganz entschieden schreiben, entweder: ich darf um Sie werben, oder gänzliche ewige Absage; (kein Mittelding etwa vertrösten oder umschreiben, da bei mir die höchste Zeit bereits vorhanden ist,) ((zudem wird sich Ihr Gefühl nicht leicht verändern, weil Fräulein sehr vernünftig sind.)) Fräulein dürfen die reine Wahrheit mir unbesorgt sagen, weil selbe in jedem Falle mir Beruhigung gewähren wird. Mit Handkuss einer möglichst baldigen entschiedenen Antwort entgegen harrend. Linz den 16. August 1866 / Anton Bruckner m.p.
translation
Most esteemed and gracious Miss! It is not that I am approaching you with a matter that might seem strange or unsettling to you, dear Miss; rather, it is my conviction that you have long been aware of my silent but constant yearning for you, and so I take up the pen to burden you. My greatest and most heartfelt request, which I hereby dare to address to you, Miss Josefine, is that you kindly give me your final and definite, but also very decisive answer in writing for my future peace of mind, and that is about the question: May I hope for you and ask your dear parents for your hand in marriage? Or is it not possible for you to take the marital step with me due to a want of personal affection? Miss Josefine, you can see that the question is of utmost importance. I implore you to write me one or the other as soon as possible, but with the utmost clarity and certainty. Please, Miss Josefine, tell this to your dear parents but to no one else (please promise to keep this a strict secret) and choose one of the two points of the question in agreement with your dear parents. My faithful friend, your brother has already prepared me for everything and will also have informed you of his promise. Once again, my request: please write to me openly and sincerely and quite firmly, either: I may court you, or a complete and eternal refusal; (do not delay or offer an ambiguous middle ground, as I am already of advanced age,)(moreover, your feelings will not change easily, rational and reasonable young lady.) You may tell me the plain truth without worrying, because it will in any case reassure me. With a kiss upon your hand, awaiting your prompt and decisive reply. Linz, 16 August 1866 / Anton Bruckner m.p.